Hannover Messe: Jülich bringt Forschung zur Anwendung

Brennstoffzellentechnik mit weltweit führenden Leistungswerten / Widerstandsfähige Werkstoffe / Schnelle Verfahren zur Vermessung von Pflanzenwachstum und Solarmodulen

[18. April 2008]

Jülich / Hannover, 18. April 2008 - Sie läuft und läuft und läuft: die Jülicher Brennstoffzelle. Ihre Betriebsdauer und Leistungsfähigkeit erreichen immer neue Spitzenwerte. Diese Technologie geht damit den Weg vom Laborprototypen über ein Serienprodukt für die Nischenanwendung zum Massenmarkt. Jülicher Forscher stellen nun auf der Hannover Messe (Halle 13, Stand G68) eine Methanol-Brennstoffzelle vor, die 2 Kilowatt Leistung und 500 Stunden Betriebsdauer vorweisen kann.

"Unsere Prototypen laufen 500 Stunden unter realen Bedingungen im dynamischen Betrieb", betont Detlef Stolten, Direktor am Jülicher Institut für Energieforschung. Mittlerweile bildet die Brennstoffzelle aus seinem Institut das Herzstück eines ausgestellten Hubwagens, der mit der Industrie entwickelt wird. Der Hubwagen wird binnen weniger Minuten mit flüssigem Methanol betankt - lange Akkuladezeiten oder Gastanks sind nicht nötig. Da keine Abgase ausgestoßen werden, eignet er sich sehr gut zum Transport von Paletten und Stückgut auch in geschlossenen Lagerhallen.

Im Bereich Bordstromversorgung könnte der Jülicher Brenngasreformer für die Brennstoffzelle den Markt öffnen. Ein Reformer wandelt handelsüblichen Diesel oder Kerosin in ein wasserstoffreiches Brenngas für eine Brennstoffzelle um. An Bord von Autos, Schiffen und Flugzeugen könnte man auf diese Weise Energie effizienter bereitstellen, ohne den Hauptantrieb zu benutzen und auf Batterien beziehungsweise Turbinen verzichten. Im Labor halten die Jülicher Reformer ihren Stoffumwandlungsgrad von über 99 Prozent auch nach 2000 Betriebsstunden noch aufrecht. Mit dem Patent in der Tasche wollen die Jülicher Forscher nun in Zusammenarbeit mit Industriefirmen wie Airbus bald ein marktfähiges Produkt entwickeln, das dank seiner hohen Effizienz hilft, Energie zu sparen.

"Mit unserer Forschung wollen wir nicht nur Grundlagen schaffen", erklärt Detlef Stolten, "wir wollen auch die nötigen Schritte hin zur Kommerzialisierung der Brennstoffzellentechnik tun." Das Jülicher Institut für Energieforschung betreibt Forschung aus einem Guss - von der Verbesserung der Kernkomponenten für Zellen und Stacks bis zur Entwicklung einbaufähiger Brennstoffzellensysteme. "Wir wollen alle Aspekte im Auge halten und aufeinander abstimmen. Nur so lässt sich das komplexe System Brennstoffzelle wirtschaftlich machen", erklärt Stolten.

"Bei aller Konzentration auf die Anwendung unserer Forschung verlieren wir natürlich die Grundmotivation nie aus den Augen", sagt Stolten. "In Zusammenarbeit mit den Jülicher Umwelt- und Systemforschern arbeitet mein Team daran, den vom Menschen gemachten Einfluss auf den Klimawandel zu minimieren". Als sichtbareres Zeichen dieses Ziels steht auf dem Jülicher Messestand in Hannover ein mannshoher Eisberg, der schmelzend über die Messetage zusammenschrumpft. "Wir wissen selbst noch nicht, wie lange unser Eisberg halten wird. Aber auch das ist wohl sinnbildlich für die Lage unseres globalen Klimas", sagt Stolten.

Weitere Jülicher Forschung auf der Hannover Messe finden Sie hier:

Halle 2, Stand C38 (NRW): Zwei neue, effektive Messverfahren werden auf dem Stand Innovationsland NRW vorgestellt:

  • Sekundenschnell, zerstörungsfrei und preisgünstig lassen sich Pflanzen und Boden mit einem Mikrowellenfeld analysieren und Wachstumsdynamik der Biomasse und Bodenwasser im Wurzelbereich bestimmen. Damit ist zum einen eine optimierte Pflanzenauswahl entsprechend den Umweltbedingungen möglich als auch eine gezielte Bewässerungssteuerung.
  • Den Wirkungsgrad und damit die Qualität von Solarmodulen genau zu bestimmen, ist für die Industrie immens wichtig. Ein 80-teiliges Sensorarray aus Jülich erlaubt es nun, die Kalibrierung der Messstände genau und effizient durchzuführen.

Halle 2, Stand C08 (ExtreMat): Neue Werkstoffe sind der Schlüssel zur Erschließung einer treibhausgasfreien Energieversorgung, sei es durch Fusion, Wasserstofftechnologien oder den Einfang von Kohlendioxid in Kohlekraftwerken. Seine Beiträge innerhalb des EU-Projektes ExtreMat stellt das Forschungszentrum in Hannover vor. Widerstandsfähige Metalllegierungen, keramische Wärmedämmschichten und innovative Prüfverfahren stehen im Focus.

Live: Webcam

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Blick in die Brennstoffzelle, die den Strom für den Hubwagen liefert. Foto: www.fair-pr.com

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Wie lange wird der Eisberg in der warmen Halle wohl halten? Das fragen sich zum Start der Honnover Messe 2008 die Kolleginnen und Kollegen der Jülicher Standbesatzung, v.l.n.r. Dr. Zdenek Pors, Marie-Theres Gerhardts, Dr. Peter Batfalsky, Nicola Kimiaie und Dr. Manfred Wilms. Foto: www.fair-pr.com

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Mit einer Methanol-Brennstoffzelle als Energiequelle werden Hubwagen flexibler, weil lange Akkuladezeiten entfallen. Foto: Forschungszentrum Jülich

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Der armlange Brenngasreformer ist das zentrale Element einer Brenngas­erzeugeranlage (Hintergrund). In seinem Innern werden Diesel oder Kerosin verdampft und zu Wasserstoff katalysiert. Dr. Zdenek Pors hat in seiner Doktorarbeit die Mischkammer entscheidend weiterentwickelt. Foto: Forschungszentrum Jülich

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Foto:Forschungszentrum Jülich

Links Thema Brennstoffzelle:

Veranstaltungen in Hannover:

23. April, 14:20 Uhr, Wasserstoff und Brennstoffzellen-Forum, Halle 13 G66, SOFC & DMFC development: Performance and durability enhancement, mit Robert Steinberger-Wilckens und Jürgen Mergel

Ansprechpartner in Hannover:

SOFC:
Robert Steinberger-Wilckens
Mobil: 0170/2286662
E-Mail: r.steinberger@fz-juelich.de

DMFC:
Jürgen Mergel
Mobil: 0175/7295423
E-Mail: j.mergel@fz-juelich.de

Ansprechpartner in Jülich:

Bernd Emonts
Tel. 02461 61-3525
E-Mail: b.emonts@fz-juelich.de

Thema Werkstoffe:

Thema Kalibrierungssystem für Solarmodule:

Thema Mikrowellenvermessung von Pflanzen:


Pressekontakt:

Peter Schäfer
Tel. 02461 61-8028
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Letzte Änderung: 20.05.2022