Minerva-Preis geht an Peter Grünberg

Laudator Andreas Pinkwart plädiert für neue Wertschätzung von Wissenschaft und Technik

[3. Dezember 2008]

Jülich, 3. Dezember 2008 – Der Physiker und Nobelpreisträger Prof. Peter Grünberg vom Forschungszentrum Jülich ist Träger des Minerva-Preises des Fördervereins Museum Jülich 2008. Mit dem Preis werden alle zwei Jahre Persönlichkeiten ausgezeichnet, die sich im Spannungsfeld von Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft um die Stadt verdient gemacht haben. "Wir sind angewiesen auf Menschen, die neues Wissen schaffen, die auf diese Weise den Fortschritt antreiben und Schrittmacher für Innovationen sind", würdigte Wissenschaftsminister Prof. Andreas Pinkwart am Dienstagabend während einer Feierstunde in der Zitadelle den Geehrten.

Der Minister gratulierte dem Förderverein zur gelungenen Wahl der Preisträger: Auf den Fernsehmoderator Ranga Yogeshwar folgt in diesem Jahr der Physiker mit der höchsten wissenschaftlichen Auszeichnung. "Einerseits sind Wissensgesellschaften wie unsere existenziell angewiesen auf Menschen, die zu neuen Erkenntnissen gelangen. Andererseits brauchen diese Gesellschaften Kommunikatoren, die der breiten Öffentlichkeit Zugang ermöglichen zu den Leistungen von Wissenschaft und Forschung." Pinkwart wandte sich dagegen, aus Forschern "Helden im Zirkus" zu machen. "Ich würde mir aber schon wünschen, dass wir in unserer Gesellschaft eine neue Kultur der Wertschätzung entwickeln für Wissenschaft und Technik."

Peter Grünberg erhielt 2007 den Nobelpreis für die Entdeckung des physikalischen Phänomens des Riesenmagnetowiderstands (GMR-Effekt), die ihm fast zeitgleich mit dem Franzosen Prof. Albert Fert gelang. Den GMR-Effekt findet man heute in fast jeder Festplatte. Auch der Grundstein für ein neues Forschungsgebiet der Physik war damit gelegt: Spintronik, die den quantenmechanischen Spin der Elektronen für die Mikro- und Nanoelektronik nutzbar macht.

"Peter Grünberg gehört nicht zu den Wissenschaftlern, die sich in ihrem Elfenbeinturm einschließen. Besonders sein Engagement, die Faszination seiner Forschung an die Jugend zu vermitteln, zeichnet ihn als Mittler zwischen den Welten aus", sagte Prof. Achim Bachem. Der Vorstandsvorsitzende des Forschungszentrums, zugleich Vorsitzender des Fördervereins Museum Jülich, überreichte den Preis, die "Jülicher Minerva", gemeinsam mit Ranga Yogeshwar. Die kleine Statue der Göttin wurde im Raum Jülich gefunden und steht symbolisch für Wissenschaft, Bildung und kulturelle Projekte.

Ranga Yogeshwar warb in wenigen, launigen Sätzen für eine kreative Forschung, die nicht nur Unternehmensziele und das "Return on Investment" vor Augen habe. Diese Art der Wissenschaft verglich er mit einer Pauschalreise – "festes Ziel, fester Preis". Wissenschaftler wie Peter Grünberg seien dagegen zu einer Odyssee aufgebrochen und hätten den Mut, sich überraschen zu lassen. "Mit Minerva an der Seite kann einem aber nichts passieren", schloss er augenzwinkernd.

Der Förderverein des Museums Jülich verleiht den Minerva-Preis seit 1994 alle zwei Jahre. Den Preis erhielten unter anderem der inzwischen verstorbene Bundespräsident Johannes Rau sowie Heinrich Mussinghoff, Bischof von Aachen, und Klaus Eberl, Superintendent der Evangelischen Kirche im Rheinland.

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Eine Minerva für den Nobelpreisträger: Peter Grünberg (links) nahm den Preis von den Laudatoren Achim Bachem und Ranga Yogeshwar entgegen.

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Gruppenbild nach der Preisverleihung: (von links) Ranga Yogeshwar, Helma Grünberg, Achim Bachem, Andreas Pinkwart, Peter Grünberg, Bürgermeister Heinrich Stommel und Museumsleiter Marcel Perse.

Fotos: Forschungszentrum Jülich


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Letzte Änderung: 20.05.2022