Scharfe Bilder für Jülicher Hirnforschung

Weltweit einmalig: 9,4 Tesla Magnet-Resonanz-PET für Jülich

[11. September 2006]

Jülich, 11. September 2006 - Über einen einzigartigen Blick ins Gehirn können sich künftig die Jülicher Neurowissenschaftler freuen. Im gestrigen Festakt zum 50-jährigen Jubiläum des Forschungszentrums verkündete Bundesforschungsministerin Dr. Annette Schavan die finanzielle Beteiligung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) an einem leistungsstarken Magnetresonanz-Tomographen (MRT), der eine magnetische Feldstärke von 9,4 Tesla besitzt. Weltweit einmalig wird dieses Gerät dadurch, dass es mit einem Positronen-Emissions-Tomographen (PET) kombiniert ist. So liefert es anatomisch scharfe Bilder, die zudem zeigen, welche Vorgänge im gesunden und erkrankten Gehirn ablaufen. Das 20 Millionen Euro teure Ganzkörper-MR-PET-Gerät wird jeweils zur Hälfte von der Siemens AG und dem BMBF finanziert.

"Das weltweit einzigartige Gerät zur medizinischen Bildgebung wird gemeinsam mit Bund, Land, der Siemens AG und dem Forschungszentrum Jülich entstehen", erklärte Frau Schavan. "Durch seinen multidisziplinären Ansatz ist es dem Forschungszentrum gelungen, zu einem der führenden Forschungseinrichtungen für die Entwicklung bildgebender Verfahren in der Medizintechnik zu werden."

"Schon heute erhalten wir mittels Magnetresonanz-Tomografie detailgenaue Bilder vom menschlichen Gehirn und können erkennen, welche Regionen bei bestimmten Denkprozessen aktiv sind", sagt Prof. Jon Shah, Leiter der Arbeitsgruppe. "Mit unserem 4-Tesla-MRT Gerät sehen wir beispielsweise, wo bei bestimmten Erkrankungen des Gehirns Zellen abgestorben sind und wo durch eine schnelle Behandlung betroffenes Gewebe noch zu retten ist."

Durch die mehr als doppelt so hohe Feldstärke des neuen MRT können die Bildqualität und die daraus gewonnenen Informationen noch deutlich verbessert werden. Mit Hilfe von spezifischen Kontrastmitteln wollen die Wissenschaftler sogar einzelne Zellen markieren, um somit deren Verhalten und im lebenden Organismus sichtbar zu machen. "Wir können damit kleinste Veränderungen des Gehirns aufspüren, um Krankheitsprozesse, die beispielsweise bei Multipler Sklerose oder Alzheimer auftreten, besser verstehen zu können", erklärt Shah.

Das neue Gerät liefert aber mehr als detaillierte Bilder des Gehirns: Mit der kombinierten Positronen-Emissions-Tomographie (PET) können die Hirnforscher auch Stoffwechselvorgänge sichtbar machen. Diese sind bei erkrankten Zellen oft verändert - schnell wachsende Tumore etwa haben einen erhöhten Energieverbrauch. "Die Bilder eines PET alleine sind aber unscharf, so dass wir die Orte erhöhter Stoffwechselaktivitäten nicht exakt lokalisieren können", sagt Shah. "Mit der neuen Kombination hingegen können wir nun auch Stoffwechselvorgänge des Gehirns hoch aufgelöst untersuchen."

Nicht nur die Jülicher Wissenschaftler werden an dem Gerät arbeiten. Im Rahmen eines virtuellen Instituts sind die Universität Freiburg, die Universität L'Aquila (Italien) und das Max-Planck-Institut in Tübingen beteiligt. Zudem ist das MR-PET für Pharmafirmen interessant. Sie können damit den Wirkort neuer Medikamente auf molekularer Ebene untersuchen, aber auch neue Kontrastmittel und Signalmoleküle testen, mit denen sich einzelne Zellen erkennen lassen. Ebenso könnte der Weg von Stammzellen verfolgt werden, um neuartige Möglichkeiten und Optionen zur Therapie degenerativer Erkrankungen des zentralen Nervensystems präzise untersuchen zu können.

Das neue Gerät soll in drei Jahren einsatzbereit sein und wird im Forschungszentrum zusammengebaut. Auch ein neues Gebäude wird errichtet, denn das Herzstück des neuen MR-PET - der 9,4 Tesla Magnet ‑ ist zu groß für die verfügbaren Räumlichkeiten.

Pressekontakt:

Annette Stettien, Dr. Barbara Schunk
Wissenschaftsjournalistinnen, Öffentlichkeitsarbeit
Forschungszentrum Jülich
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E-Mail: a.stettien@fz-juelich.de, b.schunk@fz-juelich.de

Letzte Änderung: 20.05.2022