"Politiker brauchen mehr Informationen über Kernfusion"

Niederländische Wissenschaftsministerin besucht TEXTOR

[9. Dezember 2003]

Die niederländische Ministerin für Unterricht, Kultur und Wissenschaften, Maria van der Hoeven, besuchte vergangene Woche im Forschungszentrum Jülich das Institut für Plasmaphysik und dort das Kernfusionsexperiment TEXTOR. Seit 1996 besteht eine enge Kooperation der Jülicher Fusionsforscher mit ihren Partnerinstituten in den Niederlanden und Belgien: Das "Trilaterale Euregio-Cluster" (TEC) betreibt TEXTOR gemeinsam und steht als erfolgreiches Modell für zukünftige international geplante Schritte auf dem Weg zu einem Fusionskraftwerk, etwa für ITER - ein Experiment, das erstmals 500 Millionen Watt Fusionsleistung erzeugen soll. ITER wird von Europa, den USA, Russland, China, Japan und Korea in enger Zusammenarbeit entworfen. Eine Entscheidung über den Bau des etwa vier Milliarden Euro teuren ITER steht in den nächsten Monaten an.

Die Verschmelzung (Fusion) von Wasserstoff zu Helium ist der Prozess, aus dem die Sonne ihre Energie gewinnt. Ziel intensiver Forschung ist es, diese Art der Energiegewinnung auch auf der Erde zu nutzen. Am Forschungszentrum Jülich wird dazu das Kernfusionsexperiment TEXTOR betrieben. Die niederländische Ministerin war besonders an den Arbeiten der etwa 30 permanent in Jülich an TEXTOR forschenden niederländischen Wissenschaftler, Ingenieure und Techniker interessiert: Ein Experiment zur Aufheizung von Fusionsmaterie mit einem Mikrowellengenerator einer Leistung von einer Million Watt und ein Hochleistungs-Laserstreusystem zur Bestimmung der Temperatur der in Jülich bis zu 50 Millionen Grad heißen Fusionsmaterie stellen wichtige Beiträge des TEC zur Fusionsforschung dar.

Prof. Niek Lopes Cardozo, der Leiter der niederländischen Gruppe, zeigte die "Fusion Road Show": eine locker aufgemachte Einführung in die Kernfusion und in die schwierigen Probleme einer langfristigen, sauberen Energieversorgung unserer Gesellschaft. Die Fusion soll dazu einen maßgeblichen Beitrag leisten. Experimente mit Mikrowellen und Zaubereien mit Plasmen im Stil einer Varieté-Show rundeten die Sache ab. "Das müsste man allen Politikern in Parlament und Regierung vorführen", meinte Ministerin van der Hoeven, die eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit für die Kernfusion für absolut notwendig hält: Entscheidungsträger seien zu oft nicht ausreichend informiert - und auch für Schulklassen sei die "Fusion Road Show" eine ideale Wissensvermittlung.

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Besuch beim Jülicher Kernfusionsexperiment TEXTOR (v.l.n.r.): Dr. Gerd Eisenbeiß (FZJ-Vorstandsmitglied für Energieforschung), Maria van der Hoeven (niederländische Forschungsministerin) und Prof. Joachim Treusch (Vorstandsvorsitzender FZJ).

Foto: Forschungszentrum Jülich

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Die "Fusion Road Show": Prof. Niek Lopes Cardozo führt magische Plasma-Zaubereien vor.

Foto: Forschungszentrum Jülich


Informationen:

Dr. Renée Dillinger
Wissenschaftsjournalistin
Forschungszentrum Jülich
52425 Jülich
Tel. 02461 61-4771, Fax 02461 61-4666
E-Mail: r.dillinger@fz-juelich.de

Mechthild Hexamer
Leiterin Öffentlichkeitsarbeit, Pressesprecherin
Tel. 02461 61-4661, Fax 02461 61-4666
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Letzte Änderung: 19.05.2022